Feldarbeit bei arktischen Verhältnissen; Foto: Tobias Handschin
Oben angekommen holt uns die Realität rasch ein. Was in der Theorie noch so unverbindlich daher kommt, betrifft uns an Ort und Stelle plötzlich persönlich. Wegen Lawinengefahr können wir unsere Arbeit nicht am vorgesehenen Hang am Vogelbüel ausführen. Durch starken Föhn am Vortag und in der Nacht zuvor wurde viel Schnee verfrachtet, der nun vor allem im Gipfelbereich für eine erhebliche Lawinengefahr sorgt. Und da die Gipfelregionen seit Tagesanbruch wolkenverhangen sind, erlaubte die schlechte Sicht es nicht, die Gefahr mit Sprengungen aus dem Helikopter zu beseitigen. So bleiben Skilift und Piste am Vogelbüel geschlossen und wir suchen uns einen alternativen Hang für unsere Untersuchungen.
Am Südhang des Bonistocks werden wir schliesslich fündig und beginnen in Gruppen mit unserer Arbeit. Eine Gruppe startet mit dem Erstellen eines Schneeprofils. Bei dichtem Schneetreiben, Westwind und maximal -4 Grad Lufttemperatur gibt das Schaufeln schön warm. Die zweite Gruppe versucht mit Hilfe der Rammsonde einen Einblick in den Schneedeckenaufbau zu erhalten. Gruppe Nr. 3 schätzt die Lawinengefahr rund um den Melchsee ein, wobei die topographischen Gegebenheiten eine wichtige Rolle spielen. Diese Arbeit ist bei schlechter Sicht – zeitweise erlebten wir ein sogenanntes «Whiteout» – nur mit Hilfe von Karten möglich. Die vierte Gruppe führt Übungen mit dem LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät) durch. Sie erhält tatkräftige Unterstützung von Indy, unserem «Hobby-Lawinenhund», der sich dank seiner Nase auf keinen Signalton aus dem Suchgerät verlassen muss.
Trotz schlechter Wetterbedingungen gelingt es den Schülerinnen und Schülern, ihre Arbeit in professioneller Art und Weise zu erledigen. Das Schneeprofil und sämtliche weiteren Analysen ergeben eine exakte Gefahreneinschätzung. Zum Schluss zeigt der Rutschblocktest, dass die Schwachstellen im Schneedeckenaufbau richtig eingeschätzt wurden. Durchnässt und müde, aber zufrieden machen wir uns auf den Heimweg. An dieser Stelle möchten wir uns beim Pisten- und Rettungschef der Sportbahnen Melchsee-Frutt, Albert Durrer, für seine alljährliche Unterstützung bedanken.
Marco Stössel,
Fachschaft Geografie